Weine vom Balkan werden in der europäischen und internationalen Szene, die in den letzten Jahrzehnten nach authentischen Geschmäcken und Weinen von Spitzenqualität sucht, immer gefragter. Die Weinproduktion reicht auf dem Balkan bis in die Antike zurück und heute erweisen sich die Vielfalt der Kulturen und Einflüsse und die reiche Geschichte und Tradition des Weins als wichtigste Vorteile in einer Welt, die das ABC unter den Weinstilen sucht: „Anything but Chardonnay“ bzw. „Alles außer Chardonnay (Cabernet)“.
Der Reichtum der Vielfalt
Die abwechslungsreiche Geographie der Region, die von der Adriaküste über Bergketten bis zu der Ebene Pannoniens reicht, hat die Züchtung zahlreicher autochthoner und internationaler Traubensorten möglich gemacht und spiegelt sich in einem breiten Sortiment von Weinsorten verschiedener Stilrichtungen wieder.
Slowenien ist stolz auf Sorten wie Rebula, Refošk, Malvasia, Furmint (Šipon) und Frankovka (Modra Frankinja/Blaufränkisch). Kroatien spielt den istrischen Malvasia, Terrano, Graševina, Plavac Mali, Pošip und Babić als Trümpfe aus und in Serbien fokussiert man sich auf die Sorten Tamjanika, Prokupac, Grašac, Morava und Probus.
Das ehemalige Jugoslawien gehörte zu den zehn größten Weinproduzenten der Welt und ca. 60 % der Trauben stammten aus Nord-Mazedonien, das für die roten Traubensorten Vranac/Vranec und Kratošija (Zinfandel) sowie die weiße Sorte Smederevka bekannt war. Vielleicht wussten Sie nicht, dass sich das größte europäische Weinfeld Ćemovsko polje in Montenegro befindet und sich ebenfalls seines Vranac rühmt? In Bosnien und Herzegowina heißen die Favoriten Žilavka, Blatina und Trnjak.
Die Liste der autochthonen Sorten und der geheimen Juwelen unter den Weinen könnte noch um albanische, bulgarische, griechische, rumänische und türkische Sorten erweitert werden, die geographisch gemeinsam die Weinszene der Balkanhalbinsel bilden. Glücklicherweise kennen die Traubensorten keine politischen Grenzen, sodass viele der genannten Sorten in der ganzen Region heimisch sind.
Internationale, aber für uns doch heimische Sorten!
Am besten jedoch ist, dass die Winzer auf dem Balkan nicht nur autochthone Traubensorten züchten, sondern auch eine lange Tradition der Weinproduktion aus internationalen Sorten fortsetzen, die in unserem Terroir besondere Charakteristika entwickeln. Von leichten und frischen Weißweinen über Rosés und orange Weine bis hin zu komplexen roten Coupagen, die lange in Fässern aus slawonischer oder serbischer Eiche gelagert werden.
Wundert euch nicht, wenn ein Chardonnay aus Fruška Gora oder ein Cabernet Franc aus Goriška Brda beim prestigeträchtigen Weinwettbewerb Decanter 97 Punkte und damit Platin erhält. Dasselbe gilt auch für den Shiraz aus der Nähe von Mostar oder den Cabernet Sauvignon aus Negotin, die bei demselben Wettbewerb Goldmedaillen errungen haben. Dass diese Erfolge kein Zufall sind, zeigt auch die Platzierung des Weins Zvonko Bogdan Cuvée No. 1, der bereits im dritten Jahr in Folge mit einer Coupage der Sorten Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc (oder Frankovka) Goldmedaillen erzielt hat.
Biologische, biodynamische und naturbelassene Weine liegen global im Trend, und dieser ist auch an unserer Region nicht vorübergegangen. Minimale Interventionen und die Entfernung chemischer Mittel aus dem Produktionsprozess sind nichts anderes als eine Rückkehr zur Tradition und zur Praxis der alten Winzer, denn damals war jeder Wein biologisch und die Arbeit im Weinberg war ganztägig und hart. Die Winzer vom Balkan gehen noch einen Schritt weiter in Richtung Tradition und kehren zurück zur Lagerung von Weinen in Keramikgefäßen und Amphoren.
Die Stars unter den balkanischen Weinen
Die größten Erfolge verzeichnen in internationalen Wettbewerben die slowenischen Winzer mit überwiegend autochthonen Sorten. Bis heute haben sie beim Decanter-Wettbewerb über 50 Goldmedaillen und 20 mal Platin gewonnen und auch beim AWC Vienna erzielten sie vielbeachtete Erfolge. Gleich hinter ihnen liegen die kroatischen Produzenten und in den letzten Jahren konnten auch Winzer aus Serbien gute Platzierungen erringen. Ein Höhepunkt war der letztjährige Titel „Best in Show“ für den Wein Vinčić Grašac 2020, der damit einen Platz unter den zehn besten Weißweinen der Welt eroberte.
Die balkanischen Weine, die bei Experten und Konsumenten die meisten Aufmerksamkeit geweckt haben, sind:
- Vinčić Grašac 2020 (100% Grašac)
- Simčić Leonardo 2011, 2013 und 2015 (100% Rebula)
- Zvonko Bogdan Cuvée No.1 2016, 2017 und 2019 (Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc/Blaufränkisch)
- Benvenuti San Salvatore Muškat 2015 und 2017 (100% Momjaner Muskat)
- Fakin Teran 2017, 2019 und 2021 (100% Terrano)
- Tikveš Barovo 2015, 2016 und 2019 (Kratošija, Vranac)
- Kozlović, Santa Lucia Malvazija 2017 (100% istrischer Malvasia)
- Matalj Kremen Kamen 2016 und 2017 (100% Cabernet Sauvignon)
- Ščurek Rebula Up (100% Rebula)
- Štoka, Terasel Selekcija Teran 2015 (100% Terrano)
Zum Aufstieg der balkanischen Weinbauszene trägt auch die Messe Vinska vizija Otvorenog Balkana (Wine Vision by Open Balkan) bei, die in Belgrad stattfindet und sich zum Ziel gesetzt hat, die Partnerschaft und Kooperation zwischen den Winzern der Region für einen gemeinsamen Auftritt auf dem Weltmarkt zu fördern. Bereits nach zwei Jahren hat sich diese Messe zu einem der bedeutendsten önologischen Events Europas entwickelt. Sie findet in diesem Jahr vom 22. bis zum 24. November statt. Viele dieser Weine können auch in Österreich erworben werden, und das liegt zum einen an der großen Gemeinschaft von Bürgern balkanischer Herkunft, zum anderen aber auch an den österreichischen Weinkennern, die den „ABC-Stil“ bevorzugen.